Trotz Moderne die Dorfstruktur als Kulturerbe bewahren

Trotz Moderne die Dorfstruktur als Kulturerbe bewahren
Ausstellungsstart in der Gutskapelle Reuden mit musikalischen Farbtupfern

 

Eine gute Resonanz fand die Ausstellungseröffnung zu „Kulturgut Dorf“ am Freitag Abend in der Gutskapelle Reuden. Der Cottbuser Landschaftsarchitekt Prof. Helmut Rippl stellte das Grundanliegen der Ausstellung des Fördervereins Kulturlandschaft Niederlausitz vor. Sehr interessiert zeigten sich die Besucher der Ausstellung „Kulturgut Dorf“ in der Gutskapelle Reuden zur Dokumentation der charakteristischen Bausubstanz.

 

Die Barockkirche war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Bevor allerdings Geschichte und Architektur zum Thema des Abends wurden, spielten Claudia Marschelke aus Saßleben und Helene Koßmagk aus Lübbenau am Klavier ein eindrucksvolles Konzert. Die beiden Studentinnen, die bereits bei „Jugend musiziert“ erfolgreich Akzente setzten, gaben mit lebhaften Stücken und Filmmusiken dem Abend die musikalischen Farbtupfer.

 

Prof. Helmut Rippl ging zunächst auf die Entstehungsgeschichte der Dörfer und ihre daraus resultierende Charakteristik ein. „Früher gab es den Gutsbesitzer und die Leibeigenen, die meist in Holzhäusern in bescheidenen Verhältnissen wohnten. Davon gibt es heute nur noch ganz wenige Zeugnisse der Geschichte. Lediglich die Dorfkirchen, die meist wesentlich älter sind als die umliegende Baustruktur, erinnern an diese Zeit.“, sagte Prof. Rippl. Erst mit den preußischen Reformen und deren Gesetzgebung habe sich auch auf den Dörfern die Ziegelbauweise durchgesetzt, so der Professor weiter. Aus seiner Sicht sei es ungeheuer wichtig, diese alten Dorfkerne (Anger) und die Strukturen um ehemalige Gutshäuser mit den Scheunenareal und Stallungen zu retten und zu erhalten. „Bei dem Bau-Boom, der Mitte der 1990er Jahre eingesetzt hat, sind ganze Eigenheimsiedlungen entstanden, die mit Dorfkultur nicht mehr viel zu tun haben. Das war ein regelrechter Zersiedlungsprozess. Unsere Ecke blieb davon halbwegs verschont“, meinte der Landschaftsarchitekt. Sehr erfreut zeigte er sich über die Botschaft, dass z.B. das Schloss in Groß Jehser seit einem Jahr einen neuen Besitzer hat. „Das ist ja ein Glücksfall. Dort, wo in dieser Gebäude wieder Leben einzieht, wird auch die Substanz erhalten.“, sagte Professor Rippl. Die Nachricht überbrachte ihn Klaus Burghardt, der extra aus Mallenchen nach Reuden kam. „Ich kenne Professor Rippl aus der Arbeitgruppe Dorferneuerung. Neben der Wiedersehenfreude ist das Thema aber auch sehr interessant und immer aktuell, denn Dorferneuerung heißt nicht nur Abriss.“, mahnte Klaus Burghardt. Lutz Lehmann aus Reuden interessierte sich zum Verputzen der Häuser, denn nach den Holz – Lehm – Bauten mit Reetdach folgte zunächst die typischen Backsteinbauten. „Das Verputzen der Häuser, hauptsächlich auch der Gutshäuser, hat sich erst mit dem Barock durchgesetzt“, erklärte Prof. Helmut Rippl die Entwicklung. Gerd-Uwe Lehnigk aus Calau regte an, diese Ausstellung vielleicht auch mit historischen Fotodokumenten, so weit vorhanden, zu ergänzen.

Pfarrerin Martina Schmidt bedankte sich im Namen des Fördervereins „Gutskapelle Reuden“ besonders für das Engagement von Renate Uckrow bei der Vorreitung der Ausstellung.

Die Ausstellung ist bis zum 12.September 2010 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

 

 

 

 

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