Zinnitzer Schlossherr hatte viel Besuch
Großes Interesse zum Tag der Architektur / Geschichte im Zeitraffer
Zum bundesweiten „Tag der Architektur“ erlebte das Schloss in Zinnitz einen echten Besucheransturm. Mehr als 150 Neugierige pilgerten im Laufe des Sonntag Nachmittag zum heutigen Schlossherren, Architekt Robert Victor Scholz, der in drei Führungen die sehr wechselvolle Geschichte des Anwesens im Zusammenhang zu den Baustilen der jeweiligen Epoche erklärte. Besonders interessant waren aber auch die Erinnerungen von Zeitzeugen, besonders als das Schloss als Schule genutzt wurde.
Architekt Robert Victor Scholz gab seinen Besuchern einen breiten Einblick in sein imposantes Schoss.
„Im Jahr 1965 bin ich hier eingeschult worden. Einiges sieht noch aus wie damals. Hier links war der Turnsaal.“, erinnert sich der Zinnitzer Werner Golisch und ergänzt: „Bis 1973 waren wir hier ehe wir zur 9. und 10. Klasse nach Calau fuhren.“ Er war wie viele Zinnitzer schon lange nicht mehr im Schloß. Mit einem Foto-Album unter dem Arm kam Doris Richter. Die ehemalige Lehrerin wusste noch genau, wo das Lehrerzimmer war und welches Fach in welchen Raum unterrichtet wurde. „Hier haben wir viele Jahre verbracht und da hat man natürlich auch viele Erinnerungen.“, so Doris Richter. Sie freute sich, dass das alte Schloss wieder im alten Glanz entstehen wird.
Schlossherr Robert Victor Scholz ging in seiner Einleitung zunächst auf die Geschichte der Schlossherren ein, beschrieb die Ära von Buckdorf, in deren Besitz das Schloß mehr als 300 Jahre war. In der jüngeren Geschichte gab es in der Zeit Generalmajors des Granges einen Aufschwung (wahrscheinlich um 1818/19), der ein stattlicheres neues Herrenhaus errichten ließ.
Sein heutiges Antlitz verdankt das Schloss jedoch Erasmus Robert Freiherr von Patow, preußischer Finanzminister, der 1842 das Gut als Residenz kaufte. Er ließ umfangreiche Baumaßnahmen durchführen, die das vorhandene Herrenhaus in eine spätklassizistische Schlossanlage mit großzügigen Parkanlagen und Wasserflächen verwandeln.
“Wann bekommt man schon mal die Möglichkeit, sich historischen Bauten mit solch einer Geschichte anzusehen. Es ist großartig, dass Herr Scholz dieses Kleinod erhalten will“, sagte Brigitte Neidenberger beeindruckt. Sie war mit ihrem Mann extra aus Golßen angereist.
Ehe es in ins Schlossinnere ging, überraschte Elisabeth Spingel aus Dahme den Schlossherren. Sie Hatte historische Fotos aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg dabei, als im Schloss 1942 ein Arbeitsdienstmaid – Lager für junge Mädchen eingerichtet war. „Viele Mädchen waren aus Sachsen oder Berlin, ich kam aus Meseritz, östlich der Oder. Eine Mädel war aus Luckau, Lilo Babben, wohl die einzige aus der Region. Wer weiß, ob sie noch lebt ?“, erinnert sich Elisabeth Spingel. “Im Laufe der Jahre habe ich schon viel Material zusammen getragen. Aber es gibt auch für mich immer wieder Neuigkeiten aus der Geschichte des Schlosses“, freute sich Robert Scholz über die Fotos.
In den bislang begehbaren Sälen zeigte der Architekt die detailgetreue Aufarbeitung der noch vorhandenen Bauelemente, wie verzierte Türrahmen oder die prächtigen Stuckdecken. Während die Außenfassade mit dem Belvedereturm an die Westseite in der Sanierung schon fortgeschritten ist, gibt es innen noch viel zu tun. „Mir schwebt eine touristische Nutzung mit Gästezimmer vor. Da könnte sich etwas entwickeln“, so Robert Scholz.
Der überschwängliche Ansturm am Sonntag veranlasste ihn auch darüber nachzudenken, in diesem Jahr den Besuchern auch zum Tag des offenen Denkmals am 12.September die Möglichkeit der Schlossbesichtigung zu geben.
Stephan Uhlig
Hintergrund:
In Brandenburg wurden 42 Gebäude und Anlagen vorgestellt, die in den vergangenen drei Jahren gebaut oder umgebaut wurden. Sie stehen beispielhaft für das, was Architekten an ganz vielen verschiedenen Baustellen im ganzen Land leisten: Architekten schaffen Räume. Der Tag der Architektur in Brandenburg bietet einen Überblick über zeitgenössische Baukunst zwischen Elbe und Oder.
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